· 

Die Hölzer der E-Gitarre: Klang, Charakter und Einsatzgebiete

Folge mir auch auf Instagram, TikTokSpotify & Youtube!  Hier geht's zur Blog-Übersicht...

Der Sound eines Gitarristen kommt aus den Fingern... und bei der Gitarre / E-Gitarre aus dem Holz! Neulich hatte ich mal wieder ein Gespräch darüber und musste aufklären, dass der Klang auch bei einer E-Gitarre vor allem durch die verwendeten Hölzer beeinflusst wird. Dabei spielen natürlich nicht nur die verwendeten Holzarten eine große Rolle, sondern vor allem wie gut das Holz jeweils abgelagert ist. Als ehemaliger redaktioneller Mitarbeiter & "Tester" der Musiker-Fachzeitschrift "Sound Check" in den 80er und 90er Jahren, hatte ich das Privileg besonders tiefe Einblicke gewinnen zu dürfen - nicht zuletzt durch Fachgespräche mit Gitarrenbauern  - und etliche E-Gitarren gingen durch meine Hände mit zum Teil sehr unterschiedlichen Hölzern und Sound.



Was wird wie klanglich beeinflusst? Wenn Du schon eine Weile spielst, weißt Du selbst: Der Klang einer E-Gitarre hängt nicht nur von den Tonabnehmern oder der Bauform ab – das Holz spielt eine zentrale Rolle. Vom Korpus über den Hals bis zum Griffbrett beeinflussen verschiedene Hölzer das Resonanzverhalten, die Ansprache und letztlich das Spielgefühl.

 

In diesem Beitrag erfährst Du, welche Hölzer beim E-Gitarrenbau verwendet werden, welche klanglichen Eigenschaften sie mitbringen und warum sie für bestimmte Teile der Gitarre besonders geeignet sind.

1. Der Korpus – Fundament für Klang und Charakter

 

Der Korpus trägt entscheidend zur Tonformung bei. Er beeinflusst nicht nur Sustain und Resonanz, sondern auch Gewicht und Ergonomie.

 

Erle (Alder)

Ein Klassiker, vor allem bei Fender-Gitarren. Erle liefert einen ausgewogenen Klang mit klaren Höhen, präsenten Mitten und einem definierten Bass. Sie eignet sich hervorragend für vielseitige Musikstile – von Blues über Rock bis hin zu Funk. Selbst liebe ich den Klang eines Erlen-Body in Stratocaster Bauweise mit den perligen Höhen...

 

Esche (Ash)

Esche gibt es in zwei Varianten: Sumpfesche (Swamp Ash) ist leichter und resonanter, während harte Esche (Hard Ash) dichter und schwerer ist. Beide liefern helle Höhen und einen knackigen Attack, ideal für Spieler, die Durchsetzungsfähigkeit suchen.

 

Linde (Basswood)

Ein leichtes, eher weiches Holz mit ausgeglichenem, etwas mittigerem Klang. Oft in asiatischen Modellen oder bei Metal-Gitarren zu finden, weil sie gut mit aggressiven Pickups harmoniert.

 

Mahagoni

Warm, rund, mit langem Sustain – Mahagoni ist die erste Wahl für viele Les-Paul-artige Gitarren. Es liefert einen vollen, mittigen Ton mit zurückhaltenden Höhen. Perfekt für Blues, Rock und Jazz. Höre die mal Gary Moore an, der viel mit einer Les Paul spielte.

 

Pappel (Poplar)

Klanglich ähnlich wie Linde, aber mit etwas mehr Höhenpräsenz. Ein günstiges Holz, das dennoch solide klingt – häufig bei Einsteigermodellen, aber nicht zu unterschätzen.

 

Koa

Ein edles Holz aus Hawaii. Es kombiniert die Wärme von Mahagoni mit der Brillanz von Ahorn. Optisch ein Highlight – klanglich besonders interessant für expressive Spieler, die Dynamik und Charakter suchen.

 

Korina (Limba)

Weniger bekannt, aber klanglich spannend: Korina bietet eine ähnliche Wärme wie Mahagoni, klingt aber offener und luftiger. Viele Vintage-Fans schwören auf dieses Holz, insbesondere bei Flying-V- oder Explorer-Typen.

 

Walnuss (Walnut)

Dunkel im Ton wie im Aussehen. Liefert ein klareres Attack als Mahagoni, aber ebenfalls mit guter Wärme. Für Gitarristen, die etwas Eigenständiges suchen, ohne zu radikal vom klassischen Tonbild abzuweichen.

 

Hinweis: Im letzten Absatz verweise ich auf die verwendeten Hölzer der beliebtesten E-Gitarre-Modelle!!!

 


Mein Video-Workshop "Powerchords & Power-Riffs"

Im Gegensatz zur weit verbreiteten Auffassung es gäbe nur den "einen" Powerchord, gibt es einige verschiedene Voicings! Und um diese Powerchord-Voicings zum Klingen zu bringen, braucht es die richtigen Spieltechniken mit Dead-Notes, Bendings, Slides, Obertönen, Hammer Ons etc. Wie du Powerchords zu rockigen Power-Riffs verwandelst, erfährst du in meinem Video-Kurs!


2. Der Hals – Stabilität trifft Resonanz

Der Hals überträgt die Saitenschwingung und ist entscheidend für die Ansprache.

 

Ahorn (Maple)

Ein hartes, dichtes Holz mit heller Klangcharakteristik. Schnell, direkt, mit klarer Artikulation – Ahornhälse sind Standard bei vielen Fender-Designs. Ideal, wenn Du auf Präzision und brillante Höhen Wert legst. (Gerne verwendet bei Stratocaster Modellen)

 

Mahagoni

Auch als Halsmaterial beliebt – wegen seiner Wärme und Resonanz. In Kombination mit Mahagonikorpus entsteht ein besonders singender Ton mit viel Sustain. (Gerne verwendet bei Les Paul Modellen)

 

Walnuss

Selten, aber interessant: Walnusshälse bieten einen guten Mittelweg zwischen Ahorn und Mahagoni – mit klaren Höhen und warmem Kern.

 

Wenge

Ein sehr hartes, offengefächertes Holz mit einer eher trockenen, direkten Klangübertragung. Robust und angenehm in der Hand – oft bei modernen oder hochwertigen Custom-Modellen zu finden.

 

3. Das Griffbrett – Feinjustierung für den Ton

Das Griffbrett trägt nicht nur zum Spielgefühl bei, sondern beeinflusst auch die Tonformung subtil, aber spürbar.

 

Palisander (Rosewood)

Der Klassiker schlechthin. Warm, voll und rund – Palisander bringt weiche Höhen und schmeichelnde Mitten. Angenehm in der Haptik, besonders bei längeren Spielsessions. Gerne verwendet bei Les Paul Type E-Gitarren...

 

Ebenholz (Ebony)

Hart, dicht und extrem glatt. Ebenholz klingt präzise, artikuliert und schnell. Wer eine sehr direkte Ansprache sucht – z. B. im Metal oder Fusion – wird Ebenholz lieben.

 

Ahorn (Maple)

Lackierte Ahorn-Griffbretter liefern eine knackige Ansprache mit hellerem Ton. Sehr beliebt bei Country-, Funk- oder klassischen Rockspielern.

Seltene Hölzer, insbesondere Tropenhölzer unterliegen mittlerweile besonderen Bestimmungen zum Artenschutz! Umso wichtiger darauf hinzuweisen, dass etliche Hölzer heute nachhaltig angebaut werden. Es gelten jeweils entsprechende Richtlinien für den Verkauf und Export. Bei Direkt-Angeboten (z.B. aus China) solltest duu darauf achten, nicht zuletzt um keinen Ärger zu bekommen.

 

Fazit: Klang beginnt im Holz

Die Wahl des Holzes ist keine bloße Formsache – sie entscheidet über Charakter, Dynamik und Gefühl der Gitarre. Ob Du nun den warmen, singenden Ton von Mahagoni suchst, die brillante Direktheit eines Ahornhalses oder die samtige Tiefe eines Ebenholzgriffbretts – die Kombination macht den Unterschied.

 

Wenn Du Deine nächste Gitarre auswählst oder selbst eine bauen möchtest, nimm Dir die Zeit, das Holz nicht nur optisch, sondern vor allem klanglich einzuordnen und zu bewerten. Denn der richtige Ton beginnt – buchstäblich – beim Stamm.

 

Newsletter:

Wenn du derlei Informationen und besondere Angebote von mir nicht verpassen möchtest, dann trage dich doch zu meinem Newsletter ein.

Welche Hölzer bei Stratocaster versus Les Paul E-Gitarren?

Die Fender Stratocaster und die Gibson Les Paul sind zwei der bekanntesten E-Gitarrenmodelle überhaupt. Sie unterscheiden sich nicht nur in Form und Klang, sondern auch in der Auswahl der verwendeten Hölzer. Hier eine Übersicht über die typischen Hölzer und ihre Verwendung bei diesen Gitarren:


Fender Stratocaster – Typische Hölzer

 

Bauteil Typisches Holz Eigenschaften
Korpus Erle (Alder) oder Sumpfesche (Swamp Ash) Leicht bis mittelschwer, ausgewogener Ton mit klaren Höhen (Erle); resonanter, brillanter Klang mit ausgeprägten Höhen (Esche)
Hals Ahorn (Maple) Harter, heller Klang, schnelle Ansprache
Griffbrett Ahorn (Maple) oder Palisander (Rosewood) Ahorn: heller Klang, glatte Oberfläche; Palisander: wärmerer Ton, weicheres Spielgefühl

Gibson Les Paul – Typische Hölzer

 

Bauteil Typisches Holz Eigenschaften
Korpus Mahagoni mit Ahorndecke (Maple Top) Mahagoni: warm, mittig, sustainreich; Ahorn: fügt Helligkeit und Definition hinzu
Hals Mahagoni Warm im Ton, gut für Sustain
Griffbrett Palisander (Rosewood) oder Ebenholz (Ebony, bei Custom-Modellen) Palisander: warm, offen; Ebenholz: sehr hart, klarer Ton, schnelle Ansprache

Zusammenfassung: Hauptunterschiede - Startocaster vs. Les Paul

 

Merkmal Stratocaster Les Paul
Korpus Meist Erle / Esche, massiv Mahagoni + gewölbte Ahorndecke
Hals Meist einteilig Ahorn Mahagoni
Griffbrett Ahorn oder Palisander Palisander oder Ebenholz
Klang Hell, glasig, twangy Warm, fett, sustainreich