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In Zeiten wie diesen freue ich mich ganz besonders darüber, dass ich momentan mal wieder ein paar Auftragsarbeiten als Studiomusiker erhalten habe. Und zwar von Jemanden, der es absolut wertschätzt, dass ein echter Musiker und Multi-Instrumentalist seine Ideen adäquat in gekonnten Musik-Arrangements umsetzt und das Ergebnis der Umsetzung kein Zufallsergebnis eines Algorithmus ist. Zudem begrüßt es mein Auftraggeber, dass bei mir eine Gitarre auch wie eine Gitarre klingt. :-)
Zum Gitarren-Recording: Wenn ich E-Gitarren einspiele, dann über einen richtigen Amp mikrofoniert, mit allen Frequenzanteilen, die die E-Gitarre und die Amp-Boxen-Kombination hergeben. Ich betone dies so, weil ich inzwischen etliche KI-generierte Tracks gehört habe, bei denen eine Gitarre oder E-Gitarre doch erkennbar mit Artefakten behaftet ist und ein wenig klingt als hätte man einen Kartoffelsack über die Box gespannt. Dies ist zum Teil auch bei der unten erwähnten KI-Band "Velvet Sundown" so.
Musikproduktion: Verdrängen von Kreativschaffenden durch KI
Wenn ich Artefakte in KI-generierter Musik benenne, dann spreche ich nur einen winzigen Teil-Aspekt der ganzen Problematik an. Denn die Dimensionen der Veränderung, samt Auswirkungen auf das Musik Business sind weitaus größer und problematischer.
Wie schon die ersten Drum-Computer in den 80er Jahren Schlagzeuger aus der Musikproduktion verdrängt haben, sind die Umwälzungen jetzt im Rahmen 4. industriellen Revolution ungleich gewaltiger! Denn KI kann sowohl Komponisten, Textdichter, Studiomusiker, einschließlich Sängerinnen und Sänger sowie die Tontechniker / Musikproduzenten und Mastering Ingenieure ersetzen. Und das in einem Arbeitsgang in wenigen Minuten... und es hat sich noch nicht in weiten Kreisen herumgesprochen.
Viele Verlierer gegenüber wenigen Gewinnern durch KI-Musik?
Mit anderen Worten: Es werden immer mehr Kreative der Musikproduktionskette beruflich verdrängt werden, aber auch die traditionellen Erlöse für bereits geleistete Arbeit drohen für Kreativschaffende in der Musikbranche zu sinken, da immer mehr KI-generierte Musik die Playlists der Musik-Streaming-Anbieter erobert und tradionell von Menschen geschaffene Musik verdrängt.
Wie sooft bei den großen Umbrüchen dürfte es zahlreiche Verlierer und wenige Gewinner geben. Denn diejenigen, die die Playlisten mit KI-generierter Musik fluten, könnten zu den Gewinnern zählen. Ich schreibe bewusst "könnten", denn ich gehe davon aus, dass es auch hier viele Menschen gibt, die auf der vermeintlichen Profitspur mitsegeln möchten, es aber nur wenige schaffen werden. Denn wie im Musikbiz generell dürfte auch hier gelten, dass nur geschickte Vermarktungs-Strategien langfristig zum Erfolg führen dürften. Vorstellbar ist aber auch, dass in bestimmten Nischen bereits jetzt einige "Macher" mit KI-generierten Titeln profitable Geschäfte machen, einfach weil es niemanden auffällt und kaum einer hinter die Kulissen guckt, bzw. es etliche Hörern einfach egal ist, vor allem im Bereich der sogenannten "Fahrstuhl-Musik".
Machtkonzentration in wenigen Händen
Ein anderer zu übendenkender Aspekt ist die unglaubliche Machtkonzentration in wenigen Händen. KI-Modelle erfordern extreme Hochleistungs-Rechenzentren mit entsprechenden Servern, die sich nur ganz wenige, große Firmen leisten können. Allein für das Training werden tausende von Hochleistungsprozessoren benötigt. Das bedeutet, dass immer mehr kleinere Unternehmen und Selbstständige von großen Branchenabietern abhängig werden dürften.
Ein weiterer Aspekt, der auch derzeit von der GEMA thematisiert wird, ist der, dass die Musik-KI-Modelle der großen Branchenanbieter mit dem bestehendem Musik-Repertoire - deren Nutzungsrechte in Deutschland zu großen Teilen von der GEMA repräsentiert werden - gefüttert werden. Was bedeutet das ? Die KI-Anbieter nutzen für ihr Geschäftsmodell (in der Regel geht es um Bezahl-Abos) die Werke anderer Musiker (um die eigenen Algorithmen zu trainieren) ohne diese dafür zu vergüten, während sie gleichzeitig peu à peu aus dem Markt gedrängt werden. Wir haben es hier also mit gravierenden Marktverschiebungen zu tun, was vielen Usern - auch Musikern - nicht ansatzweise bewusst ist.
KlaGEN der GEMA gegen KI Konzerne wegen Urheberrechtsverletzungen
Die GEMA vertritt die Aufführungs- und Nutzungsrechte von tausenden Musikern. Der GEMA-Webseite ist Folgendes zu entnehmen:
Zitat:
"Die GEMA hat als erste Verwertungsgesellschaft weltweit Klagen gegen Anbieter von Systemen generativer Künstlicher Intelligenz (KI) erhoben, die urheberrechlich geschützte Musikwerke zum Training ihrer Systeme genutzt haben, ohne dafür eine Lizenz zu erwerben."
Im November 2024 hat die GEMA Klage gegen Open AI (Chat GPT) eingereicht, da sie der Firma vorwirft Songtexte von deutschen Songtextern genutzt "ohne dafür die Urheberinnen und Urheber der genutzten Werke vergütet zu haben". Eine weitere Klage reichte die GEMA im Januar 2025 gegen "Suno AI" ein, die laut GEMA mit ihrer KI (Suno) Songs kreieren, die denen von Originalwerken von GEMA-Mitgliedern so ähnlich ist, dass die GEMA von einer Urheberrechtsverletzung ausgeht.
KI-generierte Band "Velvet Sundown" erobert Spotify Playlisten
Ein besonders auffälliges, um nicht zu sagen "krasses" Beispiel an Verdrängung von Menschen gemachter Musik durch KI-Musik ist der Fall "Velvet Sundown": Aufmerksam geworden auf das komplett KI-generierte Rock/Pop-Projekt mit Vintage-Flair, bei dem scheinbar wirklich alles von der Musik bis zu den Bandfotos der künstlichen Intelligenz zu entspringt, bin ich durch einen Video-Beitrag des US-amerikanischen Musikers & Youtubers Rick Beato. Dieser hatte einen Hinweis auf "Velvet Sundown" bekommen und die Musik auf Artefakte, die oft Hinweise auf den Einsatz von KI sind, analysiert. Den Video-Beitrag dazu blende ich hier ein:
Mit der Veröffentlichung zweier Alben im Juni 2025 hat die Band The Velvet Sundown auf Plattformen wie Spotify innerhalb kurzer Zeit hunderttausende Hörer:innen erreicht. Auffällig dabei: Es gibt keine öffentlichen Auftritte, keine Interviews und keine nachprüfbaren Informationen zu den Bandmitgliedern – stattdessen Hinweise auf eine vollständig KI-generierte Produktion.
Was steckt dahinter?
Analysen von Medien wie Ars Technica, The Atlantic und Euronews legen nahe, dass sowohl Musik, Stimmen als auch visuelle Inhalte der Band mithilfe generativer KI entstanden sind. Dies führte zu Debatten über Transparenz auf Streaming-Plattformen, Urheberschaft und die Rolle künstlicher Intelligenz in der Musikproduktion.
Einige Kritiker weisen auf die Ähnlichkeit im Sounddesign hin – andere betonen, dass die Musik dennoch gut in Playlists mit entspannender oder atmosphärischer Ausrichtung passt. Der Stil erinnert an Folk-Rock der 1970er mit modernen Elementen.
Reaktionen aus der Branche
Musikverbände und Urheberrechtsorganisationen fordern inzwischen eine Kennzeichnungspflicht für KI-generierte Inhalte. Gleichzeitig werden Fragen nach Fairness im Wettbewerb und möglichen Auswirkungen auf echte Künstler diskutiert.
Fazit zu Velvet SUNDOWN
The Velvet Sundown zeigt, wie generative KI in der Lage ist, professionell wirkende Musikprojekte umzusetzen. Das Beispiel wirft wichtige Fragen zur künstlerischen Integrität, Transparenz und Zukunft der Musikbranche auf – und markiert einen Wendepunkt im Umgang mit KI in der Popkultur.
Schlussbemerkung & Gesamtbetrachtung:
Der Einsatz von KI in der Musikproduktion hat etliche hochproblematische Aspekte, die einer breiten gesellschaftlichen Diskussion bedürfen. Nichtzuletzt deshalb, weil eine - nach der Musik-Streaming-Einführung, den Lockdowns etc. ohnehin mehr als arg gebeutelte - Branche droht immer weiter den Bach runterzugehen, in dem Sinne, dass immer weniger Kreativschaffende weiter in der Lage sein werden von ihrem bisherigen Beruf zu leben. Es ist ferner zu befürchten, dass durch Musik generierte Einnahmen immer mehr von kleinen Independent Firmen und Artists in Richtung großer Konzerne verschoben zu werden. Inwieweit bisher zur Anfütterung der KI-Algorithmen bereits nachweislich Urheberrechte verletzt wurden, halte ich für sehr wahrscheinlich, ist bisher aber noch nicht rechtlich geklärt. Dazu müssen kommende Gerichtsverfahren abgewartet werden.
Es bleibt die Frage: Können Musiker KI kreativ so nutzen,, dass sie sich nicht selbst den Ast absägen auf dem sie sitzen?
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Christian (Donnerstag, 31 Juli 2025 17:13)
Finde spannend, wie es da weitergeht. Hand gemachte Musik geht sicher weiter. Es gibt ja nach der Erfindung der Fotografie ja immer noch Maler oder nach der Erfindung des Kinos immer noch live Theater. Handgemachte Musik wird vielleicht irgendwann einen kleineren Markt einnehmen. Vielleicht führt ja auch KI wieder zu besseren Qualität durch sehr gute Musiker. Die Qualität die es heute zum Teil gibt, das sollte auch die KI hin bekommen, denn dann fallen doch hoffentlich die ganzen Handgemachten Trash Produktionen schon mal weg.