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Gary Moore: Der Rockgitarrist der den Blues zurück in die Charts brachte... "Still Got The Blues"!

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Im Jahr 1990 war kaum ein Musiker so sehr Gesprächsthema in Gitarristenkreisen wie Gary Moore. Der nordirische Gitarrist, bekannt für Hard Rock und seine Mitwirkungen bei Thin Lizzy und der Jazz-Rock-Formation Colosseum II, ging „back to the roots“ und wandte sich dem Blues zu, was ihm den bis dato größten Erfolg bescherte. Nur erwartet hatte dies wohl kaum einer…



Noch gut erinnere ich mich wie selbst in den Mainstream Pop dominierten Radiostationen – die Gitarren-Rock immer mehr aus den Playlisten verbannten - landauf landab plötzlich die Blues-Ballade „Still Got The Blues“ von Gary Moore gespielt wurde mit dieser durchdringenden Gitarrenmelodie, wahrhaft meisterlich gespielt. Und fast alle Gitarristen sprachen darüber.

Nicht nur weil die E-Gitarre wie aus dem Nichts wieder im Radio präsent war, sondern weil die meisten Gitarristen und Hörer einfach beeindruckt waren von dem geschmackvollen Gitarrenspiel, den interessanten Licks, dem souveränen Gesang und einen in sich geschlossenen Album, das einen modernen kraftvollen Gitarren-Blues-Rock präsentierte, sehr zur Überraschung vieler Fans.

 

 

Der leider bereits verstorbene Gary Moore war eine einflussreiche Gitarrenlegende. Zuhause in härteren Rockgefilden als auch im Blues und bekannt für sein melodiöses, technisch blitzsauberes, gekonntes Spiel, das gleichermaßen eindringlich wie emotional berührend war.

 

Band-Stationen von Gary Moore

Der am 4. April 1952 in Belfast geborene Moore startete im Alter von 8 Jahren mit dem Gitarrenspiel. Mit 16 Jahren zog er aus seinem Elternhaus aus, ging nach Dublin und wurde dort schnell Teil der lebendigen Musikszene. Sein Gitarrenspiel war stark beeinflusst von Eric Clapton, Jimi Hendrix und dem Fleetwood Mac Gitarristen Peter Green.

 

 

In Dublin lernte Gary Moore den Sänger und Bassisten Phil Lynott kennen. Gemeinsam verdienten sie erstes Musikgeld bei der irischen Band Skid Row (nicht zu verwechseln mit den US Rockern!) und Gary – der weitere Projekte am Start hatte – folgte irgendwann auch dem Ruf zu Thin Lizzy, nachdem diese von Phil Lynott gegründet wurden.

 

Weitere Stationen auf seiner Karriere waren seine Band G-Force und die berühmte Jazz-Rock-Formation Colosseum II mit Schlagzeuger Jon Hiseman und dem Keyboarder Don Airay, der heute bei Deep Purple spielt und den verstorbenen John Lord ersetzt hat. Gary spielte bereits mit den besten Rock-Musikern seiner Zeit als er seine Solo-Karriere vorantrieb und etliche Hard Rock Alben veröffentlichte. 

 

Zurück zu den Wurzeln mit „Still Got The Blues“

1990 kam dann mit dem Album „Still Got The Blues“ die überraschende Kehrwende „back to the roots“ zum Blues, was Gary Moore seinen bis dato größten Erfolg bescherte mit der Hit Single „Still Got The Blues“. Das gleichnamige Album ist eine Ehrerweisung an alte Bluesgrößen wie Albert Collins und Albert King, die sogar an den Aufnahmen mitgewirkt haben, ebenso wie George Harrison von den Beatles und der spätere Deep Purple Keyboarder Don Airey.


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Wie ich oben aus meinen eigenen Erinnerungen berichtete, drehte sich der Titelsong nicht nur auf vielen Radio-Playlisten, sondern stieß eine ganz neue Blues-Rock-Revival-Welle an. Geschuldet war dies neben Moores hervorragendem Gesang, natürlich auch dem Songwriting und seinem unverwechselbar gefühlvollen Gitarrenspiel. Er hatte die Tiefe und Emotionalität im Ausdruck sowie die nötige Spieltechnik, die das Album erst zum Meilenstein nach oben katapultierte und zum Gesprächsstoff in der Gitarristensszene machte.


Anmerkung: Dieses Live-Video von Gary Moore erzielte über 100 Millionen Aufrufe!


 

Während viele Rockgitarristen in dieser Zeit vor allem im Studio ausgetüftelte, auswendig gelernte Soli herunterspulten, gab Gary Moore seinen Soli Leben durch Ausdruck und Improvisation. Und gerade diese bluestypische Live-Authentizität hatte eine magische Anziehungswirkung, der man sich kaum entziehen konnte. Viele Gitarristen beschäftigten sich damals mit Gary Moore Soli und versuchten seinen Stil zu analysieren. U(nd auch heute noch benennen Gitarrengrößen wie Joe Bonamassa oder Zakk Wylde, die selbst einen großen Impact auf die Gitarrenszene haben, Gary Moore als einen wichtigen Einfluss.

Der Gary Moore Gitarrensound

Für seinen berühmten Gitarrensound setzte Moore eher weniger auf Effekte, aber legte viel Wert auf E-Gitarre & Verstärker. Meist spielte er eine 1959er Gibson Les Paul (die früher Peter Green gehörte) und einen Marshall JCM 800 Amp, der ihm als Highgain Amp seinen singenden, sustainreichen Gitarrenton ermöglichte. Der eigentliche „Ton“ kommt bei Gary Moore einfach aus den Fingern. Er schaffte es seine Hörer emotional abzuholen - gefühlvolle Tiefe gepaart mit Virtuosität, Spieldynamik, Melodiegefühl, gutem Soloaufbau und einer tollen Phrasierung.

 

 

Einfach ein Gitarrist von dem man auch heute noch sehr viel lernen kann!!

 

 

Kontroverse und Plagiatsvorwurf um den song „Still Got The Blues“:

Der deutsche Musiker Jürgen Winter verklagte Gary Moore bzw. seine damalige Plattenfirma auf Schadensersatz, da das Kern-Gitarrenthema einem Gitarrensolo seiner früheren Band Jud’s Gallery frappierend ähnlich sei. Nach jahrelangem Rechtsstreit entschied das Landgericht München zu Gunsten Winters. Der Kläger konnte im Gerichtsverfahren nachweisen, dass Moore seinen Song vor vielen Jahren bei einem Live-Konzert gehört hatte! Ein Gutachter bestätigte die hohe Ähnlichkeit der streitgegenständlichen Melodien.

 

 

Ob Gary Moore jene Melodie bewusst oder unbewusst übernommen hatte ist nicht bekannt.

 

 

Persönlich denke ich, dass es jedem Musiker passieren kann, dass er unbewusst etwas übernimmt, bzw. sich sein Gedächtnis an etwas erinnert von dem er glaubt es selbst geschaffen zu haben. Die Tantiemenanteile für Jürgen Winter halte ich durchaus für gerechtfertigt. Gary Moore können wir nach seinem Tod nicht mehr dazu befragen. Er war es letztlich der aus dieser Melodie durch seine Spielweise erst etwas Großes gemacht hatte. Insofern gebührt beiden Urhebern unser Respekt. Und von Gary Moore haben so viele Gitarristen gelernt, sein Einfluss wirkt bis heute, dass ich einfach nur dankbar bin für die Musik und die Aufnahmen, die er uns als musikalisches Erbe hinterlassen hat.